Am Freitagnachmittag wird am Germendorfer Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche der Gedenkstein für Pfarrer Wegner gesetzt. Alle Gemeindemitglieder, alle Germendorfer und Oranienburger sind herzlich zur Einweihung durch Pfarrer Florian Lengle und zu Speis und Trank eingeladen.
Pfarrer Wegner, der sich auch Tharsander nannte, lebte von 1692 bis 1765 und war der ehemalige Pfarrer von Germendorf und zugleich landesweit bekannter Gelehrter.
Jahrelang bemühte sich die Germendorfer Bürgerinitiative darum, Georg Wilhelm Wegner an seinem Wirkungsort ein Denkmal zu setzen. Die Initiative war erfolgreich. Dank großzügiger Spenden sowie mit Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinde ist es gelungen, diesen außergewöhnlichen Menschen mit einem Gedenkstein zu ehren.
Herzliche Einladung!
Wer war Georg Wilhelm Wegner? Er wurde am 10. September 1692 als Sohn des Oranienburger Bürgers und Brauers Martin Wegner und dessen Ehefrau Sophie geboren. Nach seiner Zeit als Schüler auf dem Joachimsthalschen Gymnasium besuchte Georg Wilhelm an den Universitäten in Halle und Jena Vorlesungen in Philosophie, Theologie, Kirchengeschichte und Physik. Außerdem begeisterte er sich für Geometrie. Lesen und Studieren waren seine große Leidenschaft. In seiner Autobiografie schreibt er: „Meine Begierde zu lesen war unersättlich.“
Georg Wilhelm Wegner wurde 1721 Pfarrer in Germendorf und Nassenheide. Er heiratete die Küstertochter Anna Pflug. Das Paar hatte zwei Söhne. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse blieb die Familie in Germendorf. Einen Großteil seines Einkommens investierte Wegner in Bücher. 1727 brannte es im Pfarrhaus und von seinen 600 Büchern konnte er 100 retten, indem er sie zum Teil selber aus dem Fenster warf.
Wegner las nicht nur Bücher, sondern schrieb auch viele. Als Herausgeber der Zeitschrift „Schauplatz“ nannte er sich ab 1733 Tharsander (griech. Mutiger bzw. Starker). In seinen Werken setzte sich Wegner mit dem Aber- und Gespensterglauben seiner Zeit auseinander. Dabei war er bereits dem Kerngedanken der Aufklärung verpflichtet. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, philosophierte Immanuel Kant 1784. Mit zwei Worten: „Sapere aude!“
Nach kurzer Krankheit verstarb Georg Wilhelm Wegner am 16. August 1765 und wurde in der Mitte der Germendorfer Kirche beigesetzt. Seine umfangreiche Büchersammlung vermachte er der Bibliothek der Spandauer St. Nikolai-Kirche, zu deren Kirchenkreis Germendorf und Nassenheide
damals gehörten. Wegners Bücher sind heute noch im Museum Spandovia Sacra am Reformationsplatz zu finden.
Es lohnt unbedingt, diesem unermüdlichen Freigeist nachzugehen.
Foto freigegeben. Der eindrucksvolle Turm der Germendorfer Kirche. Foto: Florian Wilkes